Thälmannpark: Von der Stadtplanerin zur „Sachverständige für Grundstückswertermittlung“

kommentarWas als großartig erscheinende Bürgerbeteiligung begann, endete im Zerwürfnis zwischen Bezirk und Anwohnern.
Das, was von dem einstigen Versprechen einer weitgehenden Mitwirkung der Betroffenen übrig geblieben ist, erinnert stark an die Intentionen der “Bürgerwerkstatt Mauerpark”: Die Politik bestimmt die wesentlichen Dinge, den Bürgern bleibt lediglich ein Mitspracherecht bei der Gestaltung der Grünanlagen.

Dabei soll nicht unterstellt werden, dass dies von Anfang an so geplant war.

Der Richtungswechsel vollzog sich im Sommer dieses Jahres und machte sich nicht zuletzt an dem überraschenden perso-
nellen Wechsel bei der Projektleitung seitens der STATTBAU GmbH fest: Stand bis dahin eine ausgebildete Stadtdtplanerin an der Spitze der Projektgruppe, ist es nun eine Sachverständige für Grundstückswertermittlung.
 

Der Druck kommt vom Senat

Daraus nun zu schließen, dass das Bezirksamt nun als direkter Interessenvertreter der am Rande des Thälmannparks engagierten Immobilienhändler agiert, greift zu kurz.

Der Druck zur Richtungsänderung dürfte vor allem vom Senat ausgehen.

Nachdem die Wohnungspolitik dort über zehn Jahre lang ruhte, soll nun mit einer Hau-Ruck-Aktion der Wohnungsnot zu Leibe gerückt werden. Dazu überarbeitet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung derzeit den “Stadtentwicklungsplan (STEP) Wohnen”, in dem potenzielle Wohnungsbau-Flächen festgelegt werden sollen. Potenzialflächen für über 120.000 Wohnungen sollen so ausgewiesen werden.
Bis Ende des Jahres soll das Planwerk stehen – und so erklärt sich wohl auch die plötzliche Eile des Bezirksamtes, die “Voruntersuchung”zu einem Ende zu bringen.

Doch das, was bisher über den “STEP” Wohnen bisher bekannt geworden ist, legt den Verdacht nahe, dass es hier vor allem um Masse und nicht etwa um eine stadtentwicklungspolitisch fundierte Planungen geht: Fast jeder freie Platz, der irgendwie ein Fundament tragen kann, wurde erstmal als “Potenzial” angesehen.
 

Kein Wohnungsbau um und zu jedem Preis

Mittlerweile musste Senator Michael Müller bereits zurückstecken. So zum Beispiel bei den Kleingartenanlagen, die von ihm zu Beginn des Jahres noch als Wohnungsbau-Potenzialflächen bezeichnet wurden. Mittlerweile ist der Senat nicht nur von dieser Haltung abgerückt, sondern will die Laubenkolonien ausdrücklich unter Schutz stellen.

Genauso verfehlt, wie eine Bebauung der Gartenanlagen, ist die Bereitstellung von potenziellen Grünflächen – wie sie am ehemaligen Güterbahnhof Greifswalder Straße existieren – für den Bau von hochpreisigen Unterkünften, wie sie die Grundstückseigentümer Christian Gérôme un Willo Göpel planen. Denn daran herrscht auch und gerade in Prenzlauer Berg kein Mangel.
Was hier hingegen tatsächlich fehlt, sind auch für die unteren Einkommensschichten erschwingliche Wohnungen und natürlich Grünanlagen.

Oder anders gesagt: Der Thälmannpark benötigt nicht so sehr Sachverstand für Grundstückswertermittlung, sondern vor allem nachaltige Stadtplanung.

 

 

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Kommentar zu “Thälmannpark: Von der Stadtplanerin zur „Sachverständige für Grundstückswertermittlung“”

  1. Stattbau ist doch schon lange kein Instrument der Bürgerbeteiligung mehr ! Nur eine – von Steuermitteln – bezahlte Institution zur Durchsetzung des Politikerwillens (nicht des politischen Willens) und der Wille der Politiker…

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