Stille Straße: Senioren-Umsetzung kommt nicht voran

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„Die Senioren der Einrichtung Stille Straße wollen als Gemeinschaft erhalten bleiben. Das ist nicht unsere Zielstellung.“

Deutlicher als die für die „Umsetzung“ der Seniorengruppen zuständige Mitarbeiterin des Bezirksamtes es auf letzten Sitzung des BVV-Ausschusses für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Senioren kann man den Konflikt um die beabsichtigte Schließung der Begegnungsstätte Stille Straße 10 nicht beschreiben. Während die Betroffenen für den Erhalt der seit weit über einem Jahrzehnt gewachsenen Gemeinschaft kämpfen, sieht das Bezirksamt seine Aufgabe lediglich darin, die einzelnen Gruppen und Kurse irgendwie irgendwo anders unterzubringen.
Irgendwie irgendwo.

Erhalt der Gemeinschaft ''ist nicht unsere Zielstellung''

Hatte Sozialstaträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz zuvor das Stadtteilzentrum in der Schönholzer Straße als einer der bevorzugten Ausweichstandorte ausgerufen, wurde nun offenbar, dass dort ad hoc keine Räumlichkeiten zur Verfügung stehen. Die Planungen dort werden halbjährlich aufgestellt, einfach mal so ein paar Gruppen zusätzlich zwischenzuschieben ist daher nicht möglich.
Die Jugendfreizeiteinrichtung „Schabracke“, die von der Bezirksverwaltung als weitere Örtlichkeit fürs fröhliche Seniorenleben auserkoren wurde, fällt wegen fehlendem Personal und nicht vorhandener Lagerungsmöglichkeiten für Sportgeräte ebenfalls weitgehend aus.

All dies ist einem Papier zu entnehmen (siehe Download unten), das die Stadträtin den Bezirksverordneten präsentierte – und das von einer hektischen Planlosigkeit zeugt, die meist dann entsteht, wenn eilends Beschlüsse gefasst werden, ohne zuvor die Konsequenzen abzuschätzen.
Laut jener Vorlage werden nun weitere Standorte abgeklärt, unter anderem die Kita am Schlosspark oder der Kinderklub Upsala nahe des Eschengrabens.

Treten für den Erhalt ihrer Gemeinschaft ein: Senioren aus der Stille Straße (Foto: Auf der BVV-Tagung vom 14. März)

Von 21 Gruppen und Kursen konnten nach Angaben des Bezirksamtes erst vier tatsächlich „umgesetzt“ werden. Eine weiterer Kurs kehrte nach bereits erfolgter „Umsetzung“ wieder in die Stille Straße zurück.

So muss das Bezirksamt derzeit an zwei Fronten agieren: Zum einen bei der Akquise von mehr oder weniger geeigneten Ersatzräumen – zum anderen gegen den Unwillen der Seniorinnen und Senioren, sich ihre Stätte und damit ihren Zusammenhalt nehmen zu lassen.

Elf Kurse, denen laut Bezirksamt ein Angebot zur Umsetzung in andere Einrichtungen gemacht wurde, lehnten dem Bericht nach einen Umzug ab.
Dabei scheint das Bezirksamt seine Gangart gegen die ungehorsamen Senioren nun zu verschärfen. So ist in den Bezirksamtspapier zu entnehmen, dass die Leiterin des Französischkurses der Begegnungsstätte „darauf hinzuweisen ist, die folgenden Veranstaltungen an der VHS (Volkshochschule – ODK) durchzuführen.“

Mit anderen Worten: Wenn die Alten nicht spuren, kriegen sie gar nix.

 

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2 Kommentare zu “Stille Straße: Senioren-Umsetzung kommt nicht voran”

  1. Klaus Betzien

    Jul 06. 2012

    Das ist doch wohl unglaublich: Als kleiner Junge habe ich nach dem Krieg zusammen mit Erwachsenen Ziegelsteine einzeln fortgeschleppt und gestapelt.
    Damals war ich 8 Jahre alt.
    Wenn ich heute in Presse und Fernsehen verfolgen muß, daß jenen Kräften der 1. Stunde ein toll agiernder Treffpunkt entzogen werden soll, dann setzt bei mir der Verstand aus…
    Heute bin ich wieder mal an eurem Haus vobeigefahren… auweia..wo sind wir gelandet? Das darf doch alles nicht wahr sein: Das Grundstück soll an geldgierige Wessis verschachert werden. Genau so, wie in der Ossistraße, quasi um die Ecke.
    Ich schäme mich für dieses schäbige Land. Klaus Betzien 75, Rentner Ost.

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