Prenzlauer Berg ist Fahrradland – aber Prenzlauer Berg ist auch Kopfsteinpflasterland.
Zumindest in den Nebenstraßen ist die wohl noch aus der Gründerzeit stammende Straßenbepflasterung mit den Buckelsteinen noch häufig vorzufinden.
Das hat durchaus Vorteile – zum Beispiel dämpft das Holperpflaster das mögliche Verlangen von Autofahrern, die Geschwindigkeit über das erlaubte Maß hinaus zu erhöhen.
Für Fahrradfahrer kommt die Fortbewegung über die Pflasterbuckel eher einer Härteprüfung von Mensch und Material gleich. Es sollen tatsächlich schon Radfahrer dabei beobachtet worden sein, die – offenbar aus Angst vor einem nachhaltigen Schütteltrauma – die historisch gepflasterte Fahrbahn meiden und stattdessen mit ihrem Zweirad auf dem Bürgersteig verkehren.
Was nicht immer auf freudige Zustimmung der dort wandelnden Fußgänger trifft – und für letztere ja auch nicht ganz ungefährlich ist.
Ähnliche Beobachtungen machten auch Mitglieder der SPD-Fraktion in der Pankower Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Und hatten einen Idee.
Fahrbahnen sollen teilweise geglättet werden
In einem Ende November eingebrachten Antrag wurde das Bezirksamt gebeten, in der Bötzowstraße und der Hufelandstraße die Einrichtung von „Velorouten“ zu prüfen.
„Velorouten“ erklärten die Antragsteller, „sind im Gegensatz zu Fahrradstraßen besonders geeignet, abseits von Hauptverkehrsstraßen in Tempo 30 Zonen den Radverkehr im Mischverkehr auf der Fahrbahn zu führen.“
Geprüft werden soll dabei vor allem, in welcher Weise der Straßenbelag so verändert werden kann, dass es für Radler annehmbar ist. Drei Varianten werden vorgeschlagen:
1. Die Kombination der Bauweisen vorhandenes Großsteinpflaster und Asphaltierung
2. Die Anlegung eines mittig in der Fahrbahn oder beidseits neben den Parkstreifen gelegenen Asphaltbandes
3. Alternativ die Verfüllung oder Einebnung der Fugen zwischen den Pflastersteinen.
„Durch eine Kombination der Bauweisen Großsteinpflaster und Asphalt“ heißt es in der Antragsbegründung weiter, „würde hier ein optimaler Belag für Radfahrer geschaffen, der zugleich eine wirtschaftliche Lösung mit geringem Unterhaltsaufwand darstellt. Darüber hinaus würde die, durch das Großsteinpflaster verursachte, Lärmentwicklung deutlich reduziert und durch die Verlagerung des Radverkehrs auf die Fahrbahn eine entsprechende Verkehrsberuhigung eintreten.“
Landeseigene Radinfrastrukturgesellschaft soll helfen
Im Wissen darum, dass das Bezirksamt auf Grund personeller Engpässe kaum in der Lage sein würde, einem solchen Auftrag in überschaubarer Zeit nachzukommen (die zwei vorhandenen Stellen für den Fahrradinfrastrukturausbau konnten noch immer nicht besetzt werden), regten die Antragsteller an, für ihr Anliegen die Unterstützung der landeseigenen GB Infra Velo GmbH zu erbitten.
Die wurde zwar gegründet um größere investive Bauvorhaben des Radverkehrsinfrastrukturprogramms und andere und bezirksübergreifende Projekte umsetzen.
Aber die von der Pankower SPD-Fraktion eingebrachte Idee der Velorouten könnte durchaus eine bezirksübergreifende Variante des innerstädtischen Radverkehrssystems werden. Denn der Antrag wurde vom Hamburger Modell inspiriert – in der Hansestadt existiert ein ganzes Velorouten-Netz.
Als der Antrag im Dezember im BVV-Ausschuss für Verkehr und öffentliche Ordnung diskutiert wurde, wurde betont, dass die erbetene Prüfung auch beinhalte, wie sich Velorouten in das vom Senat das vom Senat vorgesehene Netz der Fahrradstraßen einfügen könnte.
Nachdem der Ausschuss ohne Gegenstimme bei nur drei Enthaltungen der BVV die Annahme des Antrags empfohlen hatte, stimmte am vergangenen Mittwoch auch das Bezirksparlament mit großer Mehrheit dafür.
Man darf gespannt sein, wie lange es dauern wird, bis die Prüfungsergebnisse vorliegen.
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Jett Rink via Facebook
Jan. 21. 2018
Ich dachte mal im Jahr 2018 fliegen alle mit Hyperantrieb durch die Luft. Jetzt diskutiert man über modernen Asphalt um Kopfsteinflaster abzulösen, wow.
Hans-Dieter Goerke via Facebook
Jan. 21. 2018
Man sollte das Geld sinnvoll für den Erhalt von vorhanden Radwegen ausgeben.
Übrigens Pankow ist nicht nur ausschließlich Prenzlauer Berg! !!!!!!
Sascha Bensing via Facebook
Jan. 21. 2018
Totale Verschwendung von Mitteln die man sinnvoll in z.B in die Homer Schule stecken könnte !
Wolf Albin via Facebook
Jan. 22. 2018
Wir treffen uns auf der Gehweg!
Sascha Bensing via Facebook
Jan. 22. 2018
Oder auf das Fahrbahn 😂😂😂
Wolf Albin via Facebook
Jan. 22. 2018
Sascha Bensing Würde ich zugeben, dass es „Der Gehweg“ wäre, wäre es ja eine Ordnungswidrigkeit
Sascha Bensing via Facebook
Jan. 22. 2018
Muss am Beruf liegen ! Alles gut ich nenn den Gehweg auch immer Radweg
Ullrich Shweitzer via Facebook
Jan. 21. 2018
guter Artikel, aber mit der Begriffserklärung „Velorouten“ der Antragsteller bin ich nicht ganz einverstanden, ich reg mich jedes mal über die schlechte Begriffsökonomie in der Politik auf. Denn eigentlich sind die Velorouten die Schweizer (und hier kenn ich mich aus;-) Bezeichnung für Fahrradrouten, die im Zusammenhang eines Routennetzes bestehen. Ein geplantes, ausgeschildertes, umstrittenes und zum teil ausgebautes Fahrradroutennetz haben wir ja schon länger, wie viel das in der Form gut ist steht auf einem anderen Blatt.
http://www.berlin.de/…/dow…/ausbau_fahrradroutennetz.pdf
Warum man dieses Routen bzw, die Nebenrouten nun ausgerechnet auf Pflastersteinstraßen gelegt hat? Natürlich ist es gut, diese dann zu asphaltieren, aber man sollte kein Pflaster für Routen bevorzugen, wie es oft gemacht wurde.
Eine Route geht über mehrere Straßen, und ist keine Definition für ein Straßenbelag. Aber egal eine Asphaltroute durch jedes Viertel wäre ein muss für die Netzplanung, aber hier fühlt sich der Bezirk nicht zuständig, was eigentlich falsch ist, denn gute Routen sollten von lokalen Benutzer gewählt werden. Das derzeitige Routennetz ist an vielen Stellen planwirtschaftlich am Nutzer, also Radler, vorbei geplant worden, ich denke , dass an der Zickzack-Route in Tegel niemand glücklich ist.
Axel Blomberg via Facebook
Jan. 22. 2018
Ich würde nicht die ganze Straße glatt machen sondern nur je 1 m vor der dooringzone
Lopi Lopez via Facebook
Jan. 22. 2018
Richtig Axel! Und das dann auch noch in der Marienburger- und Wörtherstraße. Dann könnte man auf einer Fahrradstraße bzw. auf anderen fahrradfreundlichen Wegen (weiter durch den Volkspark Friedrichshain und die Richard-Sorge-Straße) von der Schönhauser bis zur Karl-Marx-Allee abseits von Gestank und Lärm Radfahren.