Anton-Saefkow-Park soll vorsichtig entwildert werden

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Es ist ja nicht so, dass es für alles schlecht ist, wenn die Verwaltung implodiert und das Geld für die Erhaltung der städtischen Infrastruktur dem quietschenden Sparen zum Opfer fällt.

Man stelle sich nur vor, der Anton-Saefkow-Park wäre die vergangenen zwanzig Jahre intensiv gepflegt und landschaftsgärtnerisch „betreut“ worden… .

anton3Der Park, der sich von der Greifswalder Straße bis zur Kinprodestraße zwischen den Ringbahngleisen und der „Grünen Stadt“ entlangschlängelt, ist – ähnlich seinem „großen Bruder“, dem Volkspark Prenzlauer Berg (Oderbruchkippe) – auf Trümmern errichtet worden, die in der Nachkriegszeit mir Lorenbahnen herangeschafft, dann mit Erde bedeckt und bepflanzt wurden.

Wer den Anton-Saefkow-Park seitlich von der gleichnamigen Straße oder von der Kniprodestraße her betritt, wähnt sich – mitten in Prenzlauer Berg – plötzlich im Wald.
Die lange Zeit fehlende Pflege hat aus dieser Parkanlage ein urwüchsiges Stück Natur werden lassen, das eigentlich zu schade für eine Domestizierung ist.
 

Gravierende Umgestaltungen sind nicht gewünscht

Pergola am Eingang Kniprodestre

Pergola am Eingang Kniprodestraße

Bei der Beteiligungsveranstaltung, die das Bezirksamt in der vergangenen Woche zur „Aufwertung“ des Anton-Saefkow-Parks durchführte, hielt sich anfangs die Begeisterung über das Vorhaben dann auch in Grenzen.

Allerdings sind große Umgestaltunbgen auch nicht vorgesehen.

Die Eingänge sollen sichtbarer gestaltet und die Pergola an der Kniprodestraße neu hergerichtet werden, die Bäume des Parks sollen „verkehrssicher“ gemacht werden – was wohl meint, dass „unsichere“ Bäume der Kettensäge anheimfallen werden. Für abschüssige Wege ist eine Asphaltierung vorgesehen – möglichst in einem Gelbton, um einen Sandweg zu imitieren…

anton5Auch der Springbrunnen an der Greifswalder Straße soll mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Angedacht wurden auch Geländer fur die Wege zum zirka fünfzehn Meter hohen Plateau.
Darüber hinaus: Reparatur der Steineinfassungen und Treppen und möglicherweise hier und da ein Ruückschnitt des Grüns.
Auf Bedenken stieß der Vorschlag, gleich neben dem Spielplatz einen Skaterplatz einzurichten. Zu groß, so die Kritik, sei die Gefahr für die Kinder, von den Skatern angefahren zu werden.
Auch zwei Themen, die bei keiner solchen Veranstaltung fehlen dürfen, gaben Anlass zur Debatte: Grillen und Hunde.
 

Stützpunkt des Grünflächenamtes wird nicht geschlossen

anton6Ein Hundeauslaufplatz wurde ins Gespräch gebracht – allerdings befürchteten einige Anwesende, dass der zum Anlaufpunkt professioneller Hundeausführer werden könnte, die sich ihr Geld damit verdienen, überlasteten Herrchen und Frauchen gegen Entgelt das Gassigehen abzunehmen und die Hunde im Dutzend zum Auslaufplatz zu karren.

Ein Argument für einen solchen Auslaufplatz war jedoch sehr verlockend: Die Wiese, die momentan noch als Auslaufgebiet genutzt wird, könnte irgendwann mal halbwegs hundekotfrei werden.

anton7 Ein Grillverbot wurde als nicht wünschenswert und nicht praktikabel angesehen – gute Gegelenheit Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner seine derzeitige Lieblingsidee zu propagieren, die er auch schon für den Mauerpark in Umlauf gebracht hatte: Stationäre Grillstationen, möglichst elektrisch, die mittels Münzeinwurf… – naja… .

Der am Rand des Parks gelegene Stützpunkt des Grünflächenamtes soll entgegen früherer Ankündigungen erhalten bleiben. Kirchner begründete dies mit dem erhöhten Bedarf an Grünpflege, der mit der Erweiterung des Mauerparks auf den Bezirk zugekommen sei.

 

Beginn frühestens Herbst 2017

In den kommenden Tagen werden die Vorschläge der Anwohner in die Planskizze eingearbeitet und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt übergeben. Die Entscheidung über die Finanzierung wird dann gegen Ende des ersten Halbjahres 2017 fallen. Dann wird es sauch eine weitere Beteiligungsveranstaltung geben.

 

 



Kommentar zu “Anton-Saefkow-Park soll vorsichtig entwildert werden”

  1. Die BLN-Immer.Grün-Veranstaltung am 11. beschäftigte sich auch mit dem Anton-Saefkow-Park. Vielleicht gibt’s ein Resumée…
    Nach den vielen grotesk und zum Schaden von Mensch, v.a. aber Natur misslungenen „Um- und Neugestaltungen“ (Kl.Tiergarten/ Ottopark vielleicht als Scheitelpunkt und stadtweites Negativ- & Horror-Bespiel – neben dem Gleisdreieckpark, notabene), müsste endlich (aber eigentlich ist’s schon zu spät!) die Erkenntnis Platz greifen, dass, wie in den 80ern aus dem Bestand heraus, von ihm ausgehend, ihn integrierend, ergänzend, veredelnd die überkommenen Gebäude saniert wurden, ein ähnliches Vorgehen UNBEDINGT auch hinsichtlich der „Entwilderung“ dieser Berlin typischen Brachen- und sog. Ruderalvegetationslandschaften angewandt werden und Schule machen muss und eben auch, was im Vergleich zum heimischen Salon der Spaziergänger*innen die angeblich so verwahrlosten, nur allerhand Gelichter Refugium bietenden Parks angeht! – Wie es – als wissenschaftlicher Ansatz ironischerweise ja seinerzeit von Berlin ausgehend – dann in Zürich und anderen europäischen Städten ins Werk gesetzt wurde. Aber so halten’s – Achtung: Cliché – die Deutschen ja in vielen, v.a. auch politischen Bereichen…
    Es muss in Landschaftspflege und -bau der vielbeschworene Paradigmenwechsel stattfinden, oder wir können den Schutz der Artenvielfalt, die Bewohnbarkeit der Innenstädte, das allgemeine Wohlbefinden und nicht zuletzt die Anpassung an die Klimawandelfolgen getrost abschreiben. Gerade was den letzten, ziemlich wichtigen Punkt angeht, gilt es unbedingt von der Natur und ihren Adaptionsstrategien an sich wandelnde Witterungsbedingungen zu lernen, sie vormachen zu lassen und endlich die Finger von Rabatten, Architektenpetersilie und immunschwachem Baumschulenmaterial zu lassen.
    Diese Umbruchszeit braucht einen völlig anderen Umgang, ein größeres Verständinis und sehr viel anderes Miteinander zwischen den immer zahlreicheren Städter*innen und ihrer wohnungsnahen Natur.

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