Arnswalder Platz: Trampelpfade werden integriert

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Früher – also ganz früher – standen überall diese Schilder herum: „Bürger, schützt eure Anlagen“!, stand da zum Beispiel drauf, oder einfacher: „Rasen betreten verboten!“

trampelGenutzt hatte es natürlich nichts.

Die einzigen Anlagen, die der Bürger vielleicht noch zu schützen gedachte, waren – so vorhanden – seine Geldanlagen. Und das „Verboten“… – mein Gott, wir sind hier in Berlin!
Da stimmt der Bürger mit den Füßen ab und das Ergebnis ist eindeutig: Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist die Gerade. Und wenn die diagonal über die Rasenfläche führt… – Pech gehabt, verehrter Herr Gartenarchitekt! Das Ergebnis ist dann stets ein mehr oder weniger veritabler Trampelpfad.

Der Arnswalder Platz vor der Errichtung des Stierbrunnens

Als Landschaftsgärtner Hermann Mächtig Ende 1890er Jahre den Platz entwarf, mag das noch anders gewesen sein.

Möglicherweise wachten damals grimmig dreinblickende Schutzmänner mit respekteinflößender Pickelhauben darüber, dass keiner vom recht(eckig)en Weg abkam. Aber wo kriegt man heute noch Pickelhauben her?

Der Arnswalder Platz hatte seit seiner Eröffnung im Jahr 1904 einige Wandlungen erfahren. Der markante, den Platz heute prägende Stierbrunnen zum Beispiel wurde erst 1934 aufgestellt – nachdem sich der ursprünglich vorgesehene Standort am Baltenplatz (heute Bersarinplatz) in Friedrichshain als nicht geeignet herausgestellt hatte.
Der Brunnen versiegte nach 1990 für sage und schreibe zwanzig Jahre und auch der Platz verwilderte mehr und mehr.
 

Anwohner aus dem Bötzowkiez nahmen die Platzpflege selbst in die Hand

GärtnerInitiative

GärtnerInitiative Arnswalder Platz kümmert sich ums Grün

Erst ab 2003 begann sich etwas zu ändern: Erst wurde der Spielplatz gebaut, es kamen einige Bäume und Sträucher hinzu. eines. Im Mai 2010 ging dann der nun restaurierte Brunnen wieder in Betrieb. Danach war wieder Ebbe. Der nördliche Teil des Platzes blieb, wie er war: Dem Bezirk war das Geld ausgegangen. Nicht einmal für die Pflege des Vorhandenen hatte es noch gereicht.

Wie so oft, wenn in dieser Stadt die Verwaltung in die Knie geht, sprangen auch hier die Bürger in die Bresche. Im September 2012 fanden sich Anwohner zu einer ersten Aufräumaktion zusammen.
Es blieb nicht bei dem einen Mal. Mittlerweile ist die „GärtnerInitiative Arnswalder Platz“ eine feste Institution.
Inzwischen ist auch wieder etwas Geld in der Landes- und Bezirkskasse – 420.000 Euro aus dem „Plätzeprogramm“ des Senats wurden vom Bezirksamt beantragt, um nun auch den nördlichen Teil des Platzes zu sanieren.
 

Historisches Bild soll gewahrt bleiben

Natürlich wollen da auch diejenigen, die den Platz seit Jahren unter ihre Fittiche genommen haben, ein Wort mitreden. Bereits im Juni gab es eine Vorstellung der Sanierungspläne, bei der die Wünsche und Vorstellungen der Anwohner und ehrenamtlichen Platzpfleger aufgenommen wurden. Vergangene Woche dann ein erneutes Gespräch zwischen dem Grünflächenamt, der mit der Planung beauftragten Gartenarchitektin und den Anwohnern.

arns3Im Vordergrund steht dabei, dass es sich bei dem Platz um eine denkmalgeschützte Parkanlage handelt.
Zwar wurde der Arnswalder Platz im den vergangenen 100 Jahren immer mal wieder umgebaut und verändert – dennoch soll das „Historische“ erhalten bleiben.

Gemeint ist wohl die Ausformung, die der Platz nach der Aufstellung des Brunnens in den 1930er Jahren erhielt. „Neuerungen“ der 60er und 70er Jahre hingegen – wie der Beton auf manchen Wegen – sollen „zurückgebaut“ werden.
Vielleicht – die Denkmalschutzbehörden haben da nach Aussage von Liane Benjamin vom Pankower Straßen- und Grünflächenamt ein „offenes Ohr“ – wird ein Teil der Parkwege mit Asphalt belegt werden, damit man bei Regengüssen nicht im Schlamm versinkt.

Historisch aussehende Bänke

Historisch aussehende Bänke

Viele neue alt aussehende Bänke werden die Wege säumen – sie der besseren Kommunikation wegen gegenüberzustellen, wird wohl eher nicht möglich sein. Doch sollen solche Sitzgelegenheiten auch auf der Wiese aufgestellt werden.

Die Hecken sollen etwas tiefer geschnitten und die Klinkermauern ausgebessert werden – nach historischem Vorbild – was denn sonst. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten iun Angriff genommen werden, auf dass der Platz dann 2017 endlich durchsaniert ist.

Und die Trampelpfade?

Sie sollen in ihrer ganzen Breite von vielleicht zwanzig oder dreißig Zentimetern mit Rasengittersteinen oder ähnlich graswuchsdurchlässigem Pflaster versehen und somit „teillegalisiert“werden.

Vor der zigtausendfachen Abstimmung mit den „Füßen“, die diese Schneisen in den Rasen getreten hat, kapituliert sogar der gestrenge Denkmalschutz.

 

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Der Plan - zum Vergrößern Anklicken

Der Plan – zum Vergrößern Anklicken

 

 



4 Kommentare zu “Arnswalder Platz: Trampelpfade werden integriert”

  1. Lustige Angelegenheit, ich mag den Platz sehr. Habe nur einen Einspruch: Kann mich SEHR GUT an meine Ostberlin-Kindheit erinnern, und da war nix mit „Rasenlatschen“, das wurde von versammelter Bürger-Freiwilligen-Selbst-Kontrolle sogleich geahndet. In Form von boshaften Rufen und angedrohter Prügel (ebenso: Überqueren der Fahrbahn bei Rot.) 🙂

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  2. Bert Irr via Facebook

    Jul 12. 2016

    Was dsie Welt bewegt

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