In eigener Sache: Prenzlberger Stimme lehnt Hilfsangebot aus der Politik ab

ströbele

 

Die „Prenzlberger Stimme“ hat das Angebot des Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele (Bündnis 90/Die Grünen) abgelehnt, für die „Stimme“ ebenso zu werben, wie er es bereits im Verein mit den SPD-Abgeordneten Klaus Mindrup und Cansel Kiziltepe für das Blog „Prenzlauer Berg Nachrichten“ des Pankower Sozialdemokraten Philipp Albert Schwörbel tat.

In einem Schreiben an den bündnisgrünen Politiker (siehe unten) bedankte sich der Betreiber des „Prenzlberger Stimme“ für das Hilfsangebot – um es dann abzulehnen. Denn nach dem berufsethischen Verständis des Webportalbetreibers ist eine direkte oder indirekte Förderung eines journalistischen Projekts durch Parteien oder Politiker mit der nötigen Unabhängigkeit journalistischen Arbeitens nicht zu vereinbaren.

Wie Hans-Christian Ströbele verlautbaren ließ, wurde er im Vorfeld der Werbeaktion für das kommerziell betriebene Schwörbel-Blog von Kiziltepe und Mindrup darüber im Unklaren gelassen, dass es in seinem Wahlkreis noch weitere lokale Online-Medien gibt.
Auch hatte Ströbele die Verwendung des Bundesadlers zu Werbezwecken kritisiert – auf seiner Facebook-Seite hatte er daher nur den Text der Werbeaktion veröffentlicht, nicht aber den Briefkopf mit dem Hoheitszeichen.
 
 

Der Brief an den Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele im Wortlaut

 

Sehr geehrter Herr Ströbele,
 
vielen Dank für Ihr – auch öffentlich gemachtes – Angebot, die „Prenzlberger Stimme“ zu unterstützen.

Ich schätze Sie seit vielen Jahren als integeren Politiker, der selbst zu jener Zeit, in der seine Partei im Bund Regierungsverantwortung trug, seine Unabhängigkeit als Parlamentarier immer wieder unter Beweis gestellt hatte.

Unabhängigkeit ist allerdings auch ein unabdingbares Kriterium jeglicher glaubwürdiger journalistischer Berichterstattung. Und so sollte jeder Journalist, jedes Medium auch nur den Hauch eines Anscheins vermeiden, einer Einflussnahme oder Vereinnahmung seitens der Politik ausgesetzt zu sein.

Das gilt erst recht, wenn es sich um Politiker aus jenem Wahlkreis handelt, der zugleich das „Berichtsgebiet“ des Mediums ist. Denn mal ehrlich: Wer sollte da noch an kritische und unabhängige Berichterstattung glauben, wenn im Hintergrund stets der Satz steht „Gefördert von den Parteien A, B, und C sowie den Politikern X, Y, und Z“?

Selbstverständlich ist mir klar, dass Ihr Angebot kein Versuch einer wie auch immer gearteten Vereinnahmung darstellt, zumal Sie – anders als Ihre beiden sozialdemokratischen Kollegen – ausdrücklich betont haben, dass es Ihnen nicht um ein bestimmtes Blog geht, sondern Sie „Kiezblogs“ grundsätzlich für eine gute Sache halten, daher jedes Projekt dieser art in Ihrem Wahlkreis unterstützen würden.

Ich bitte dennoch aus den oben genannten Gründen um Verständnis dafür, dass ich Ihr gut gemeintes Angebot nicht annehme.

Was aber nicht bedeuten soll, dass grundsätzlich keine Hilfe für die in den vergangenen Jahren überall in der Bundesrepublik entstehenden neuen lokalen Online-Medien vonnöten wäre.

Als Beispiele sei hier das Haftungs- und Presserecht zu nennen, das in seiner bisherigen Ausprägung auf die sogenannten „Altmedien“ zugeschnitten ist und das der Entwicklung Medienlandschaft gnadenlos hinterherhinkt.
Hier ist Tat ein Handeln der Politik erforderlich, um den vielen lokalen Anbietern, die praktisch nie über die Ressourcen großer Verlage oder Sendeanstalten verfügen, die nötige Rechtssicherheit zu gewährleisten.

Und auch die Rahmenbedingungen der Finanzierung solch neuer lokaler Onlinemedien wären sicherlich auch im politischen Raum zu diskutieren.
 
Wenn die nun etwas unglücklich verlaufene Angelegenheit in Sachen „Werbung für Kiezblogs“ Anlass für Sie sein sollte, diese Problematiken sowohl innerhalb Ihrer Fraktion – und darüber hinaus auch in Ihrer Partei – zu thematisieren, wäre dies für alle „Lokalblogger“ der Bundesrepublik eine nicht zu unterschätzende Hilfe, die tatsächlich auch willkommen ist.

Mit meiner 25jährigen Berufserfahrung als Journalist und den Erfahrungen von 5 Jahren lokalem Online-Journalismus stehe ich gern auch jedem an diesem Thema interessierten Politiker – gleich welcher Partei – als Gesprächpartner zur Verfügung.
 

Mit freundlichen Grüßen

Olaf Kampmann
(Prenzlberger Stimme)


 

Foto: Sargoth. Wikimedia Commons.

 



Kommentar zu “In eigener Sache: Prenzlberger Stimme lehnt Hilfsangebot aus der Politik ab”

  1. von ODK

    Mai 26. 2015

    Offenbar bläst der Kreis um Herrn Schwörbel nun wirklich zum letzten Gefecht. Nachdem er selbst vor einigen Tagen bereits eine „Erklärung“ ins Netz gestellt hatte, die zwar keine meiner Darlegungen bezüglich der „Prenzlauer Berg Nachrichten“ widerlegt, stattdessen aber ebenso wüste, wie unwahren Stalking-Anschuldigungen enthält (damit hat sich nun die Staatsanwaltschaft Berlin zu befassen), meint nun ein Teil seiner Anhängerschaft – von denen einige offenbar dem Irrglauben anhängen, man könne sie nicht identfizieren – nun mit zum Teil strafrechtlich relevantem Dauerfeuer zu retten, was nicht mehr zu retten ist.

    Acht „Kommentare“ in vier Minuten – von denen sieben strafrechtlich Relevantes enthalten. Ich musste diese sieben daher löschen.

    Dass zumindest einer dieser Wüteriche eindeutig dem Umfeld der Pankower NPD zuzuordnen ist, zeigt so ganz nebenbei auch die gesellschaftliche Bandbreite der Schwörbel-Unterstützer auf.

    Gern, zu gern, hätte ich die Kommentarfunktion geöffnet gelassen. Auch für harte und – ja, bitteschön – unsachliche Kritik.
    Allerdings trägt man als Betreiber eines solchen Webportals auch ein wenig Verantwortung für die hier Auftretenden.
    Da sich einige von ihnen derzeit offenbar in einem Zustand befinden, bei dem es angeraten scheint, sie vor sich selbst zu schützen, komme ich nicht umhin, meinen Beitrag dazu zu leisten und schließe hiermit die Kommentarspalte.

    ODK

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