Mauerpark: Wiederauferstehung einer Komatösen

Bürgerwerkstatt AuferstehungDer Eigentümer des Nordgrundstücks war nicht erschienen. Schade eigentlich, hatte doch Klaus Groth verlauten lassen, dass er seine Vorstellungen über die Bebauung bis Ende Januar fertiggestellt hätte.
Andererseits: Möglicherweise hätte man ihn gar nicht zu Wort kommen lassen.
Denn Moderator Martin Seebauer machte gleich mehrfach klar, dass nur über die Flächen südlich des Gleimtunnels debattiert werden dürfte, nicht aber über die Bebauung im Norden. Und Bauunternehmer Claus Groth, seit dem Sommer 2012 inoffizieller und ab Dezember dann offizieller Eigentümer des Nordgrund-
stücks am Mauerpark hätte ja logischerweise über jenes Tabu-Gebiet sprechen wollen…

bürgerwerkDie nach erheblichem Mitgliederschwund und nachfolgendem Finanzmangel lange Zeit dahinsiechende „Bürgerwerkstatt“ zur Gestaltung des Mauerparks feierte am Donnerstag in der Ernst-Reuter-Schule in der Weddinger Stralsunder Straße fröhlich Urständ. Rund neunzig Interessenten waren der öffentlichen Einladung gefolgt – nur um die zehn outeten sich als alte Bestandsmitglieder.
Also erklärte Hans Göhler von der landeseigenen Grün Berlin GmbH, die die Bürgerwerkstatt veranstaltet, den Stand der Dinge bei den bisherigen Planungen der Werkstatt. Dann kam er auf die die nächsten Schritte zu sprechen: Da ein Teilstück

Hans Göhler, Grün  Berlin GmbH

Hans Göhler, Grün Berlin GmbH

der Mauerparkerweiterungsfläche südlich des Gleimtunnels samt der Durchwegung von der Weddinger Lortzingstraße her im Juli freigegeben werden soll, müsste man sich zunächst mit diesem Gelände befassen. Allerdings wären hier noch keine endgültigen Gestaltung zu planen, weil auf Grund des „Städtebaulichen Vertrages“, den das Land Berlin und der Bezirk Mitte mit dem Eigentümer abgeschlossen habe (siehe Download unten), das Areal noch nicht endgültig in Landes-
eigentum übergegangen sei.

Den genauen Zeitpunkt hatte Hans Göhler für den Moment nicht parat, also wandte er sich an Fred Schwarzer vom Stadtplanungsamt des Bezirkes Mitte. Mit seiner Antwort

Frank Bertermann

Frank Bertermann

„voraussichtlich im November 2014“ löste Fred Schwarzer unversehens eine Art Mini-Ausgabe einer Bezirksverordneten-
versammlungs-Debatte aus. Denn nun erhob sich Thorsten Reschke, CDU-Fraktionsvorsitzender in der BVV Mitte und wollte vom Bezirksamtsvertreter wissen, warum der Termin nach hinten verschoben sei – im „Städtebaulichen Vertrag“ sei doch der April festgelegt worden. Fred Schwarzer erklärte den späteren Termin mit dem Zeitpunkt der Einreichnung der Unterlagen des Eigentümers: Die seien erst vor zwei Wochen im Bezirksamt eingetroffen. Danach forderte Frank Bertermann, grüner Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses von Mitte, das Bebauungsplanverfahren zu wiederholen, weil das bereits

Fred Schwarzer (links), Thorsten Reschke

Fred Schwarzer (links), Thorsten Reschke

im Jahr 2010 angelaufene Verfahren auch die Erweiterungs-
fläche im Süden beinhaltete, nun aber nur im Norden gebaut werden soll. Der Verwaltungsbeamte Fred Schwarzer, der nicht einmal öffentlich davon sprechen wollte, dass das Nordgelände einen neuen Eigentümer hat, sah sich mit den Anfragen der Bezirksverordneten doch sichtlich überfordert und verwies auf die Bezirkspolitik: Die hätte zu entscheiden – die Verwaltung führe nur aus.
Dann war die „Aktuelle Stunde“ der BVV Mitte auch wieder vorbei.

Silvia Kollitz und Frank Möller vom Verein Stiftung Welt-
bürgerpark bekräftigten ihre Ablehnung jeglicher Bebauung.

Sascha Schug

Sascha Schug

Sascha Schug von der SPD Mitte forderte trotz der zahlreich erschienen Interessenten – rund die Hälfte von ihnen kam aus dem Wedding – weitere Weddinger Bürger an der Werkstatt zu beiteiligen: Migranten, Jugendliche, Kinder und Menschen, die sonst nicht zu öffentlichen Veranstaltungen gehen.

Angesichts der Anwesenheit der Weddinger Kiezmüttter und Vertreter eines Väterzentrums, geriet Bürgerwerkstatt-Sprecher Rainer Krüger kurzzeitig in eine Art ekstatischer Verzückung und erklärte: Das wären die wahren Bewohner des Brunnenviertels, die in der Bürgerwerkstatt mtarbeiten müssten.
Warum Kinderlose, Schwule, Großeltern und andere Nicht-Kiezmütter und Nicht-Väterbewegte keine wahren Anwohner

”Macht alle mit, aber nicht zuviele”

”Macht alle mit, aber nicht zuviele”

sein sollten und also möglicherweise nicht in die Bürger-
werkstatt gehörten, erklärte er allerdings nicht.

Am Ende der Veranstaltung forderte Moderator Martin See-
bauer alle Interessierten auf, sich für die kommenden Werkstattveranstaltungen in eine Liste einzutragen und fügte sogleich hinzu, dass eine Bürgerwerkstatt mit mehr als vierzig Teilnehmern nicht mehr richtig arbeitsfähig sei.
Was Michael Konrad von den Piraten Mitte zu der Twitter-Äußerung anregte: ‚“Macht alle mit, aber nicht zuviele‘ – Bürgerbeteiligung in der Sprache der Bürgerwerkstatt.“

 

 

 

ende

 

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