Fahrradstraße Stargarder/Gleimstraße schon im kommenden Jahr


 

Der Straßenzug Gleimstraße – Stargarder Straße wird im kommenden Jahr zumindest auf einem Teil der Strecke als Fahrradstraße ausgewiesen werden. Das teilte Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn am Freitag auf einer Informationsveranstaltung mit, auf der der bisherigen Stand der Untersuchung zur Umwidmung der Strecke vorgestellt wurde.
 

Auf der Veranstaltung stellte Christin Schicht vom Ingenieurbüro „brenner BERNARD ingenieure“, das mit Untersuchung zur Umwidmung des Straßenzuges beauftragt wurde, die ersten Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung zur Einrichtung der Fahrradstraße vor.

Es wurde unter anderem herausgefunden, dass die Stargarder Straße bereits jetzt einen hohen Anteil an Radverkehr aufzuweisen hat: 4.261 Radler wurden im Tagesdurchschnitt registriert. Auffallend hoch sei der hohe Anteil von Schülern, die mit dem Fahrrad unterwegs sind.

Dem gegenüber stehen 5.471 Kraftfahrzeuge, die die Stargarder im selben Zeitraum passiert haben. Somit ergibt sich ein Verhältnis von 44 Prozent Rad- und 56 Prozent KFZ-Verkehr.
Drei Viertel der motorisierten Verkehrsteilnehmer benutzen die Stargarder Straße dabei im Durchgangsverkehr und nur ein Viertel hat die Straße als Start- oder Zielpunkt.
Die Parkplätze am Straßenrand sind im Tagesdurchschnitt zu 90 Prozent ausgelastet.

In der Gleimstraße wurden 4.200 Radler und 6.175 Motorisierte gezählt, was einem Verhältnis 40:60 entspricht.
Anders als in der Stargarder Straße halten sich hier Durchgangsverkehr und Start- oder Zielpunktverkehr fast die Wage – was auch am derzeit geschlossenen Gleimtunnel liegen kann.. Die Parkplätze sind hier im Tagesmittel nur zu 74 Prozent ausgelastet.
 

Chance für die Erhöhung der Verkehrssicherheit

Des weiteren fiel den Untersuchern auf, dass es in beiden Straßen eine hohe Anzahl von Gewerbetreibenden gibt, Lieferzonen nur vereinzelt vorhanden sind und Lieferfahrzeuge deshalb nicht selten in der zweiten Reihe halten, was den Verkehrsfluss zuweilen heftig behindert. Dem könnte man mit einer Festlegung von Lieferzeiten außerhalb der Hauptverkehrszeiten oder der Einrichtung weiterer Lieferzonen begegnen. Auch eine Anlieferung auf der „letzten Meile“ per Lastenrad könnte zur Entspannung der Situation beitragen.

Stargarder Straße: 75% Durchgangsverkehr

In der Umwidmung zur Fahrradstraße sehen die Gutachter eine Chance für die Erhöhung der Verkehrssicherheit für Radfahrer und insbesondere für die höhere Sicherheit des Kita- & Schülerverkehrs.
Auch würden die Anwohner durch reduzierten Durchgangsverkehr entlastet werden.

Aus straßenbaulicher Sicht, so Christin Schicht, sind zumindest bei der Stargarder Straße keine Veränderungen nötig.

Als Herausforderung wird die Sicherstellung der Belieferung des Gewerbes und der Verkehr zur Max-Schmeling-Halle gesehen. In den kommenden werden Tagen deshalb Fragebögen an die Gewerbetreibenden verteilt, mit denen mit denen sie in Sachen Fahrradstraße um ihre Meinung gebeten werden.

Näher untersucht werden muss noch, ob, und wenn ja, wie stark die umliegenden Straßen mit der Einrichtung der Fahrradstraße in der Stargarder und Gleimstraße mit zusätzlichem Verkehr belastet werden könnten und wie man dem entgegenwirken kann. Auch eine Kinder- und Jugendbeteiligung im Untersuchungsgebiet soll es noch geben. Darüber hinaus können alle Interessierten ihre Meinung, Vorschläge und Kritiken auf der Online-Plattform kunddtun.

Nach dem Vortrag konnten die rund fünfzig Anwesenden an drei Thementischen ihre Vorschläge und Kritiken einbringen. Dabei ging es unter anderem um den Platzverbrauch des ruhenden Verkehrs – soll durch längs- statt querparken mehr Platz für die Radfahrer geschaffen werden? Gefordert wurden unter anderem eine „intelligente Verkehrsführung“, die es Kraftfahrern „verleidet“, durch die künftige Fahrradstraße zu fahren oder die Parallelstraßen als „Schleichwege“ zu nutzen. Denn die Erfahrung mit anderen Fahrradstraßen zeigt, dass nicht jeder Autofahrer, der etwa die Choriner Straße passiert, tatsächlich ein Anwohner ist.
Es wurde darauf hingewiesen, dass Tempo 30 für alle gilt, auch für Radfahrer. Andere verlangten eine Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h

In der Sache aber waren sich fast alle einig: Gut, dass die seit rund vier Jahren angekündigte Fahrradstraße endlich kommt.

 

Online-Beteiligung und Fragebogenaktion

Lediglich zwei grundsätzlich kritische Stimmen wurden hörbar. Die eine kam von einem Anwohner, der beklagte, dass auch Fahrradstraßen nur „normale“ Straßen sind, mit dem einzigen Vorteil, dass hier Radfahrer nebeneinander fahren dürfen. Er wünschte sich eine „richtige“ Fahrradstraße.

Der andere war Martin Müller, Vorsitzender des SPD-Ortsverbandes Helmholtzplatz. Müller, der sich schon im Sommer 2017 von der Idee einer Fahrradstraße „überfahren“ fühlte, kritisierte, dass die Infoveranstaltung vor 20 Uhr begonnen hatte. Damit, so Müller, sei den Gewerbetreibenden der betroffenen Straßen die Möglichkeit zur Teilnahme genommen worden. Er verlangte die Veranstaltung zu wiederholen, denn aus der um 18.30 begonnenen Veranstaltung könne man „kein Votum ableiten.“

Bezirksstadtrat Vollrad Kuhn erklärte daraufhin, dass es bereits ein Votum der Bezirksverordnetenversammlung für die Fahrradstraße gebe, das es umzusetzen gelte. Christin Schicht vom Ingenieurbüro „brenner BERNARD ingenieure“ verwies auf die Fragebögen, die an die Gewerbetreibenden verteilt werden und auf das Mitmach-Onlineportal (siehe unten).
 

Gleimstraße muss erst noch „entwidmet“ werden

Die Ergebnisse werden mit in die Untersuchung einfließen, danach sollen verschiedene Fahrradstraßen-Varianten erarbeitet werden. Bis Ende dieses Jahres soll die Untersuchung abgeschlossen sein.

„Im kommenden Jahr,“ erklärte Stadtrat Kuhn, „werden wir die ersten Maßnahmen umsetzen. Das gesamte Projekt wird etwas länger dauern.“

Naheliegend ist es, dass zuerst die Stargarder Straße als Fahrradstraße ausgewiesen wird. Denn hier sind nicht nur die baulichen Voraussetzungen bereits gegeben, auch ist sie in ihrer Klassifizierung bereits dem Bezirk zugehörig.
Die Gleimstraße hingegen ist noch immer ein „übergeordneter“ Verkehrsweg und muss erst vom Senat „entwidmet“ , also zurückgestuft werden. Und dass kann noch einige Zeit dauern.

 

 

Hier gehts zum Mitmach-Onlineportal mein.berlin.de

 

 



4 Kommentare zu “Fahrradstraße Stargarder/Gleimstraße schon im kommenden Jahr”

  1. Das wäre toll. Aber nach der Nummer mit der Schönhauser bin ich sehr, sehr ernüchtert. Und man müsste definitiv baulich was machen, Schwellen oder eine geteilte Einbahnstraßenregelung. Selbst die halbseitige Sperrung des Gleimtunnels wird ja täglich von zig Autofahrern ignoriert

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  2. Außerdem wissen wir von anderen Fahrradstraßen in Berlin, wie ernst diese vom Durchgangsverkehr genommen werden. Und ohne eine vernünftige Vorfahrtsregelung kann mensch eine Fahrradstraße eigentlich nicht gebrauchen…

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  3. wer glaubt das sich mit dem Statuswechsel was ändert sollte einfach mal die Schwedter oder Linienstraße langfahren!

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  4. Die Toolbox ist da, mal sehen welcher Bezirk sich zuerst traut und die Werkzeuge in die Hand nimmt. Vielleicht hängt ja tatsächlich bald ein blaues Schild, das wäre dann erst der Anfang. Durchgangsverkehreinschränkung wäre für Pankow jedenfalls eine Revolution..

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