s hatte Missverständnisse gegeben, Irritationen – hervor-
gerufen durch mangelnde Kommunikation. Die vom Bezirks-
amt im Februar ins Leben gerufene „Voruntersuchung Thälmannpark“. Die unter größtmöglicher Bürgerbeteiligung die Entwicklungspotenziale und -gefährdungen herausfinden sollte, schien in Misskredit zu geraten.
Denn eigentlich sollte am Mittwoch ein zweiter Workshop durchgeführt werden, bei der die Anwohner in Fortsetzung der ersten, im Juni stattgefundenen Ideenwerkstatt ihre Vorstellungen einbringen sollten. Die „Anwohner-Initiative Thälmannpark“ hatte dazu unter dem Level „teddyzweinull“ eigene Pläne entwickelt, die dort diskutiert werden sollten.
Statt dessen hieß es nun „Präsentation der Zwischen-
ergebnisse“ der Voruntersuchung und „Podiumsdiskussion“.
Zudem sollte das Mandat der mit der „Voruntersuchung Thälmannpark“ beauftragte Firma „STATTBAU Stadtent-
wicklungsgesellschaft mbH “ am 31. Oktober enden – und damit wären ja die präsentierten Zwischenergebnisse zugleich eine Art Abschlussbericht.
Die Anwohner fühlten sich überfahren.
Andreas Höpfner von der Anwohner-Initiative Thälmannpark, der neben sieben anderen auf dem Podium saß, kontatierte: „Ich bin der einzige hier oben, der für die Bürger sprechen darf. Das ist nicht das, was wir unter Bürgerbeteiligung verstehen.“
Fast einhelliger Widerspruch zu den angedachten Wohnungsneubauten
Entsprechend gereizt war die Atmosphäre zu Beginn der Veranstaltung in der „Wabe“, die unter dem Ansturm von rund 400 Anwohnern aus allen Nähten platzte. Und die Stimmung wurde nicht besser, als STATTBAU-Mitarbeiterin Constance Cremer einen Zwischenrufer abbügelte, draußen stünde eine Box, in die er ja seine Meinungsäußerung einwerfen könne.
Die „Zwischenergebnisse“ von STATTBAU fanden nicht die ungeteilte Zustimmung der Zuhörer.
Da wurde die Feststellung, dass es Defizite bei der Barriere-
freiheit gäbe mit Unwillen quittiert („Nirgendwo ist es barrierefreier, als bei uns“!) und die Vorstellung zu einer Wohnbebauung im und am Rande des Thälmannparks erregten besonderes Unverständnis.
Bis zu 2.200 Wohnungen, errichtet durch eine Genossen-
schaft, einen privaten Investor sowie der landeseigenen GEWOBAG
Begründet wurde die Ausweisung von „Potenzialflächen“ mit der allseits bekannten Bevölkerungsprognose, nach der die Anzahl der Bewohner des Bezirks um 16 Prozent beziehungs-
weise 60.000 Menschen steigen soll.
Dass da Ursache und Wirkung offenbar verwechselt wurden – dass also die Bevölkerung durch Zuzug nur dann signifikant wachsen kann, wenn der Wohnungsbau weiter forciert wird, fiel niemandem auf.
Für heftige Verärgerung sorgte dagegen der im STATTBAU- Entwurf vorgesehene Wegfall einer erheblichen Anzahl von
Parkplätzen zugunsten des Wohnungsbaus. Wohin dann mit den Autos der Anwohner?
Auch Christoph Speckmann vom Stadtentwicklungsamt Pankow hatte da offensichtlich keinen Plan: „Das inner
städtische Wohnen bringt es mit sich… – die Stellplätze fallen weg.“
Unwillen erregten auch die Vorstellungen, Wohnbauten auf das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Greifswalder Straße und auf dem von dort über eine Brücke zu erreichenden Gewerbegelände zu errichten.
Bei letzterem ging es wieder um Grundsätzliches.
Zwar hatte das Bezirksamt dafür Sorge getragen, dass nach dem Bekanntwerden des Kaufs des Geländes durch den Grundstücksentwickler Willo Göpel auch dieses Areal mit in die „Voruntersuchung“ mit einbezogen wurde – aber die Anwohner der „Grünen Stadt“, so bemängelte Andreas Höpfner von der Anwohner-Initiative, die von einer Wohnbebauung auf jenem Areal direkt betroffen sein würden, seien nirgendwo beteiligt worden.
Weitere Workshops vorgesehen
Die wiederholte Kritik bezeichnete der so angegriffene Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner als eine „Diskreditierung“ des bisher erfolgten Bürgerbeteiligungsverfahrens.
Und ging dann seinerseits in die Offensive.
Auch er habe längst erkennt, so Kirchner, dass die stadtent-
wicklungspolitische Bedeutung des Thälmannparks größer ist, als bisher angenommen. Und die reiche eben nicht nur bis zur Grünen Stadt, sondern weiter bis zum Helmholtz- und Kollwitzplatz.
Alle – auch das Bezirksamt – seien in einem Lernprozess. Dessen Eingedenk sei Voruntersuchung noch längst nicht beendet, auch Stattbau werde über den 31. Oktober hinaus weiterwirken. Er kündigte an, sich zeitnah mit der Anwohner-
initiative zusammenzusetzen, um den Fortgang des Ver-
fahrens zu besprechen. Auf alle Fälle wird es auch noch einen weiteren Workshop geben.
(siehe Video unten)
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