Sternchen

 

Weihnachtsgeschichten gibt es viele. Oft sind sie besinnlich, zuweilen auch etwas melancholisch – meist aber haben sie ein schönes, zuweilen sogar ein überraschendes Ende.
 
Und manchmal sind sie sogar wahr.
  
So wie die von Werner Reisinger.
  
Irgendwann war er passiert, der Absturz: Alkohol, Einsamkeit, und schon bald war auch die Wohnung weg. Werner lebte auf der Straße, sommers wie winters. Das, was an äußerer und innerer Wärme fehlte, wurde von Hochprozentigem ersetzt.

Das ging so über Jahre, und sicher wäre Werner schon lange nicht mehr unter den Lebenden, wenn er nicht hilfsbereiten Menschen begegnet wäre. Die Leute, die ihm nicht nur etwas zu Essen und Kleidung gaben, sondern auch menschliche Zuwendung, trugen eine Uniform – es war die der Heilsarmee.
Dort fand Werner Halt und schaffte auch den Abschied vom Alkohol.

Mittlerweile lebt Werner längst wiederin einer Wohnung.

Zwei Dinge sind nach seiner „Wiedergeburt“ anders als zuvor. Zum einen ist er ein gottesgläubiger Mensch geworden – zum anderen hat er ein Talent an sich entdeckt, über das in dieser Ausprägung wohl kein zweiter verfügt: Werner flechtet Fröbelsterne.

Nicht ab und zu mal einen Stern, nein, er tut das offenbar wo er geht und steht. Große, kleine rote, gelbe… .
Er muss dabei nicht einmal mehr hinschauen. Er nimmt die Arme auf den Rücken und schwupps, ist hinter ihm der nächste Stern geboren.

Es sind wohl mittlerweile einige zehntausend zusammenkommen. Um die dreißig Kilometer Papierstreifen dürfte er sicher schon zu Sterne gefaltet haben.

Seine Kunst zeigte er auch am Heiligabend, als die Heilsarmee Prenzlauer Berg mit rund 150 Bedürftigen im Hotel Maritim proArte an der Friedrichstraße das Weihnachtsfest beging.

Hoteldirektor Roberto Klimsch sah die Sterne, die Werner Reisinger unentwegt faltete und war beeindruckt. Spontan lud er ihn ein, im kommenden November wieder nach Berlin zu kommen und für die Weihnachtsgestaltung des Hauses Sterne zu flechten. Natürlich nicht umsonst – und Kost und Logis im Hotel ist gibt es auch.
 

Das zehnte Mal

Die Weihnachtsfeier für Bedürftige in diesem Luxushotel auf Berlins teuerster Meile.. – auch das ist so kleines Wunder.
Heuer fand sie bereits zum zehnten Mal statt. Zum zehnten Mal stellte Direktor Klimsch einen Raum in seinem Haus zur Verfügung – und ein Buffet mit Speis und Trank, wie es allen anderen Gäste des Hotels ebenfalls kredenzt wurde. Mit dabei waren auch wieder Jakob und Josef Lehmann von der Internationalen Musikakademie zur Förderung musikalisch Hochbegabter, die mit zwei weiteren Künstlerinnen das dem Fest einen musikalischen Glanzpunkt setzten.

Hoteldirektor Roberto Klimsch will diese Tradition auch 2017 fortsetzen. Dann in einem von Werner reisinger mit Fröbelsternen ausgestetten Hotel.
 


 



2 Kommentare zu “Sternchen”

  1. Werner Reisingere

    Jan 06. 2017

    Ihre geschichte über mich ist nicht ganz wahr da ich während meiner Obdachlosigkeie war ich nie in berlin

    Reply to this comment
    • von ODK

      Jan 10. 2017

      Lieber Werner Reisinger, es tut mir leid, dass ich da einem Missverständnis aufgessen war. Selbstverständlich hab ich das nun im Text korrigiert. Alles gute weiterhin!

      Mit besten Grüßen

      Olaf Kampmann

      Reply to this comment

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